Das zentralasiatische Land ist zwar sehr traditionell, pflegt aber einen außerordentlich liberalen Umgang mit dem Islam. Etwa 90% der Bevölkerung sind Muslime, die jedoch nicht dem westlichen Bild islamischer Gläubiger entsprechen. Frauen sind nur selten verschleiert, der Muezzin ruft in leisen Tönen und das Fasten während des Ramadans ist kaum gängige Praxis. Auch nimmt die Bevölkerung es zum Beispiel mit dem Konsum von Alkohol – insbesondere Wodka - nicht so genau. So kann es vorkommen, dass beim Ruf des Mullah die Gläser kurz unter den Tisch gehalten werden. Denn: „Allah schaut nicht unter die Tische“, erklärt man mir.
Einer der Gründe für den zwanglosen Umgang mit der Religion ist sicherlich, dass die Glaubensausübung während der Sowjetzeit einer enormen Zensur unterlag und in diesem Zuge nahezu alle Moscheen geschlossen wurden. Auch der alte usbekische Präsident Karimov versuchte, den Einfluss des Islam auf die Bevölkerung möglichst gering zu halten. So dominiert in Usbekistan in erster Linie noch heute ein sogenannter „Volksislam“, der Religion und Traditionen miteinander verknüpft und gleichzeitig mit der Politik vereinbar ist.